Wie Musiker erfolgreich im Social Web kommunizieren

Wer heute professionell Musik macht, ist auch eigener PR-Manager: Social Media wie Facebook und Soundcloud geben den Musikschaffenden eine Plattform, nicht nur für die Musik, sondern auch die eigene Person. Wie können Künstler_innen die perfekte Social Media Plattform für ihre Kommunikation finden?

Fragen zum strategischen Vorgehen bei der Nutzung von Social-Media-Tools werden in der Regel aus der Marketing-Perspektive so behandelt: Wie kann das Musikprodukt mit Hilfe des Social Web effektiv positioniert und die Zielgruppe zum Konsum stimuliert werden? In meinem Vortrag, den ich im Rahmen des Music Meeting Day in Zürich gehalten habe, habe ich den Fokus einmal umgedreht und auf die Musiker_innen gerichtet: Wie können Musiker_innen dabei unterstützt werden, ihre Marketingaktivitäten im Social Web erfolgreicher zu gestalten? Dabei halte ich es für wichtig, dass sich der/die Musiker_in mit den kommunikativen Aktivitäten auch wohlfühlt und er/sie das Gefühl bekommen kann, dass sich die Zeit und das Engagement auch lohnt. Zur Beantwortung dieser Frage habe ich insgesamt etwas über hundert Berliner Musiker_innen befragt und Kurserfahrungen aus dem Weiterbildungsangebot DigiMediaL_musik eingebracht. Das Ergebnis meiner Auseinandersetzung mit dem Thema möchte ich hier in diesem Blogbeitrag verstellen und in Form von Präsentationsfolien verfügbar machen.

DigiMediaL_musik_perfekte social media plattform Musiker_MK1

Aus dem Vortrag: In Interviews schilderten Musiker wie und warum sie ihre Aktivitäten im Social Web managen.

Dass Engagement im Social Web einen hohen Effekt auf die Entwicklung einer Musikerkarriere haben kann, ist im Grunde jeder Musikerin und jedem Musiker klar. Dabei besteht die Herausforderung weniger darin, sich mit Social-Media-Strategien auseinanderzusetzen und über eine Vielzahl an Profilen im Social Web vertreten zu sein. Vielmehr gilt es überhaupt Zeit für Online-Kommunikation zu finden, den Überblick über die vielen Kanäle zu behalten und eine professionelle Beziehung zu den Interessierten aufzubauen. Viele Künstler_innen sind jedoch frustriert über die Wirkung, die ihre eigenen Promotion-Aktivitäten zeigen und nutzen die Tools nur passiv und sporadisch oder wenden sich von den Plattformen wieder ab. Damit bleiben aber wertvolle Ressourcen ungenutzt. Nicht zuletzt zeigt die Praxis, dass die allermeisten erfolgreichen Musiker_innen auch im Social Web erfolgreich aktiv (besonders bei Newcomern) sind.

Dialog ist der wahre Online-Vorteil – nicht Reichweite.

Schaut man sich die Postings von im Social Web wenig erfolgreichen Musiker_innen z.B. auf Facebook oder Twitter genauer an, so kann beobachtet werden, dass nur wenige wirklich den Dialog mit Fans, Experten und Interessierten im Social Web führen. Zum Beispiel wird die Zielgruppe mit der Aufforderung konfrontiert, spontan zum “einmaligen” Konzert zu erscheinen und 10€ für den Eintritt dabei zu haben. Es wird schlicht informiert: Eine persönliche Note von Seiten des Musikers fehlt und die Kommunikation ist einseitig. Darüber hinaus gibt es selten Argumente in den Postings, wie sich das Konzert von den vielen anderen Konzerten an diesem Abend abhebt und warum es sich lohnt dabei zu sein. Es fehlt die einerseits die Inszenierung des Künstlers als performativer Akt auf Online-Plattformen und andererseits der direkte Bezug zum Fan, indem man ihm die Frage beantwortet, warum er den Künstler mag.

Fazit: Wer nicht bereit ist, einen persönlichen und ernst gemeinten Dialog mit Menschen zu führen, wird in der neuen Welt der Social Media nicht weit kommen. Einsammeln von “Facebook-Likes” greift hier zu kurz, denn es entspringt einem überholten Denken über Marketing und der Vorstellung des passiven Rezipienten. Statt darauf zu hoffen und zu warten, dass irgendwelche Konsumenten Angebote mögen, sollte man damit anfangen, Interessierte genauer kennenzulernen und auf sie einzugehen. Im Dialog kann das Selbstverständnis über die eigene Künstlerpersönlichkeit und deren Darstellung selbst aktiv, systematisch und langfristig gestaltet werden.

Die perfekte Social-Media-Plattform fordert den Künstler kreativ heraus!

Sicherlich gestaltet sich die Kommunikation auf Online-Plattformen anders als im persönlichen Gespräch und es gelten spezifische Regeln, die es anzueignen gilt. Häufig beobachtbar ist, dass Musiker_innen z.B. Facebook oder Foren mit einer Eventbörse verwechseln und – häufig sogar ungefragt – ihre Konzerte bewerben. Falsch verstandene Nutzungen von sozialen Plattformen haben meistens keine positiven Folgen – eher kann das Image nachhaltig negativ beeinflusst werden. Dabei ist zu beachten, dass Grundprinzipien kommunikativen Verhaltens (so wie wir sie aus dem persönlichen Gespräch kennen) auch bei der Online-Kommunikation auf der Facebook-Fan-Seite oder in einer Forumsdiskussion bestehen bleiben – egal ob Text, Foto, Video oder ein Link der (Gesprächs-)Beitrag ist. Der Blogger Leander Wattig empfiehlt, für das erfolgreiche Gespräch in Online-Communities (wie z.B. in Facebook-Gruppen) ein Verhalten wie bei einer netten Party. Als Neuling in einer Gruppe sollte man also nicht sofort lauthals Werbung für das Konzert machen und Musikvideos posten, sondern sich vorstellen und die Gruppe kennen lernen.

DigiMediaL_musik_perfekte-social-media-plattform-Musiker_MK3a

Aus dem Vortrag: Zur Verbildlichung von Online-Kommunikationsregeln, kann man sich an einer Party-Situation orientieren: Erst zuhören, sich vorstellen und dann reden.

Vortrag vom Schweizer Musiksymposium 2014

Die folgenden Folien vom Schweizer Musiksymposium “The Music Meeting Day” in Zürich sollen Musiker_innen eine Orientierung rund um die Bedingungen der Online-Kommunikation im Social Web bieten. Fallbeispiele sollen darüberhinaus für eigene Versuche inspirieren und motivieren. Daneben sollen die Folien Musikmanager_innen dazu verhelfen, Musiker_innen besser in Bezug auf deren Aktivitäten im Social Web zu verstehen. Es werden Methoden und Maßnahmen aufgezeigt, die Künstler_innen dabei unterstützen können, das Social Web zu nutzen und die Grundlagen dafür schaffen können, dass sie sich effektiver darin bewegen.

Music Meeting Day Zürich 2014 Matthias Krebs

Seminar beim Musiksymposium The Music Meeting Day in Zürich 2014.

Vortragsfolien: “Wie Musiker_innen erfolgreich im Social Web kommunizieren.” von Matthias Krebs


Wer will kann diese Vortragsfolien vom 10. Music Meeting Day in Zürich (9. September 2014) auch herunterladen und offline lesen oder natürlich mit guten Freunden teilen. Wer Fragen oder Anmerkungen zu diesen Folien hat, melde sich gern bei mir persönlich.

Offene Runde:

Ich bin sehr interessiert, welche Erfahrungen oder vielleicht auch Unsicherheiten zum wirklich komplexen Thema “Online-Kommunikation” in Bezug auf Aktivitäten von Musiker_innen existieren. Was beunruhigt dich bei der Nutzung von Social-Media-Plattformen oder was hat sich bewährt? Ist erfolgreiches Online-Musikmarketing nur eine Frage der Disziplin? Was motiviert dich bestimmte Plattformen zu nutzen? – Nutze zur Diskussion den Kommentarbereich.

Ein Gedanke zu „Wie Musiker erfolgreich im Social Web kommunizieren

  1. Guter Artikel!
    Es ist als Musiker gar nicht so einfach, auf Fans zuzugehen.
    Weil man gar nicht weiß, was man sagen soll…
    Oft ist es ein guter Einstieg, einfach nichts zu sagen und zuzuhören. Dann kommt es ganz von allein…

Schreibe eine Antwort zu Hacki Hackisan Antwort abbrechen