Im Rahmen des Pop-Kultur Festivals (2015) wurde mit Pop-Kultur Nachwuchs insbesondere Newcomern ein Programm geboten, dass aus Workshops, Talk-Formaten und Fallbeispielen von Experten aus dem Musikbusiness bestand.
Von DigiMediaL_musik war Kursleiter Matthias Krebs mit einem Workshop zum Thema Musik auf YouTube dabei. Anhand von Fallbeispielen zeigte er auf, wie sich Musiker wirkungsvoll artikulieren. Daraus wurden Mechanismen identifiziert, die dabei unterstützen auf YouTube eine verständliche Sprache zu finden und die zu dir und deiner Kunst passt, um kostbare Beziehungen zu Menschen zu entwickeln, die das interessiert was du machst und dich weiter bringen.
Update: Hier findet ihr wie angekündigt die Folien aus dem Workshop:
Im Folgenden wollen wir euch ein paar Punkte zusammenfassen.
Potenzial verschenkt: Nur wenige Musiker_innen führen wirklich Dialog im Social Web.
Das Social Web ist voll von Musik, die kostenlos kaum Hörer findet: Ein Kauderwelsch von Phrasen auf 1000 Kanälen, umgeben von Likes und Views gekauft für 5€. Willst du echte Aufmerksamkeit, musst du deine Musik befreien! Befreien von vermeintlichen Konventionen.
Dialog ist der wahre Online-Vorteil – nicht Reichweite.
Binde die Musik in eine ernsthafte Kommunikation ein und lasse sie wie einen Gedanken im Austausch weiterentwickeln. Die Musik ist gereift, wenn die Leute dafür zahlen deine Musik zu hören. Doch dazu musst du wissen, mit wem du sprichst und ihr solltet die gleiche Sprache sprechen.
Ziele zur identitätsorientierten (Marketing-)Kommunikation betreffen die Punkte Identität, Unterscheidung und Wiedererkennung. Sie ist dann gelungen, wenn ihre Inhalte in den Köpfen der Konsumenten bzw. des Publikums stabilisiert und damit nicht mehr permanent in Frage gestellt werden.
Erfolgsfaktoren für die gelungene Kommunikation im Social Web:
- Nische suchen, in der man kompetent ist
- Kontakt zu Menschen suchen, die das interessiert (die „Community“)
- Beziehungen zu diesen Menschen aufbauen
- Durch Dialog und Technik Interessen der Zielgruppe identifizieren („Monitoring“)
- Diese für die „Community“ wertvollen Dinge anbieten
- Mehr geben als fordern („Thank You Economy“)
- Nicht nur über sich selbst reden
- Nicht alles selbst machen wollen und Kontrolle abgeben
- Reagieren auf die Wünsche und Meinungen der „Community“
- Transparenz schaffen, die Vertrauen fördert
- Bitte und Danke sagen
Wer nicht bereit ist, einen persönlichen und ernst gemeinten Dialog mit Menschen zu führen, wird in der neuen Welt der Social Media nicht weit kommen. Einsammeln von “YouTube-Klicks” und “Facebook-Likes” greift hier zu kurz, denn es entspringt einem überholten Denken über Marketing und der Vorstellung des passiven Rezipienten aus einer Zeit, in der noch Zeitung und TV Leitmedien waren.
Wie Musik auf YouTube mehr sein kann als Promo.
Statt allein zu hoffen und zu warten, dass irgendwelche Fans Angebote mögen, lohnt es damit anfangen, Interessenten und Nutzer genauer kennenzulernen und auf sie einzugehen. Im Dialog kann das Selbstverständnis über die eigene Künstlerpersönlichkeit und deren Darstellung selbst aktiv, systematisch und langfristig gestaltet werden. Verbreitet werden:
- Relevante Inhalte
- Mitgestaltungsmöglichkeit
- Austausch-/Sharing-Möglichkeit
- Gehört-Werden (Reaktion)
- Anerkennung/Belohnung
Erfolgreiche Formate auf YouTube sind dafür:
- gut gemachte Covervideos bekannter bzw. aktueller Songs
- innovative Musik-/Video-Ideen
- Free Songs, die professionelle Produziert sind und sich für Kooperationen mit Unternehmen anbieten /Beispiel
- YouTube-Konzerte, bei denen die Musiker_innen auf das Publikum eingeht /Beispiel
- Möglichkeiten zur Interaktion via “Video-Anmerkungen” /Beispiel
Virale Videos spielen natürlich in der Musikszene eine große Rolle. Das bisher erfolgreichste YouTube-Video überhaupt ist der Musikclip zum Song “Gangnam Style”. Es vereint Kreativität, Ironie, Hype und Emotionen. Jedoch stellt Martin Oettings fest, dass es zu 99,9% nicht funktionieren wird, auf irgendein fertiges Produkt hinterher eine virale Marketing-Kampagne aufzusatteln. Vielmehr muss der virale Faktor bereits in der DNA der Sache stecken.
Grundlagen für mehr Reichweite von YouTube-Videos sind:
- Start With Great Content
- Don’t Post Your Videos and Run
- Know Thyself (Botschaft, Aussage)
- Use Data to Inform Your Actions
- Cross-promote
Häufig vergessen wird von vielen Musiker_innen leider die Video-Beschreibung. So ist es kein Wunder, dass viele gelungene Video eher ein Geheimtipp bleiben.
Fragen?
Wenn ihr Fragen oder Hinweise habt, so schreibt uns diese einfach in den Kommentar unter diesem Beitrag.
Matthias Krebs ist Wissenschaftler und leitet das Weiterbildungsprojekt DigiMediaL_musik, das seit 2009 über 500 Berliner Musikerinnen und Musiker bei ihren Marketingaktivitäten im Internet unterstützt und begleitet. Neben der Trendrecherche im Feld der digitalen Musikwirtschaft allgemein, beschäftigt er sich mit sämtlichen Onlineservices zur Künstlervermarktung. Weitere Forschungsschwerpunkte betreffen: Kommunikationsstrategien im Social Web, Künstler-Selbstvermarktung und Appmusik. Mehr: www.digimedial.de
Free Music – High Gain / Music on YouTube by Matthias Krebs
In today’s cluttered social web, music is only heard and bought when it’s integrated into serious communication. You have to know whom you are speaking to and what language you are using. By discussing case studies the speakers identify specific mechanisms and support the participants in finding a suitable language on Youtube that fits the individual arts.
Matthias Krebs is researcher and head of »DigiMediaL_musik«, that assisted more than 500 musicians in their online marketing activities.