In der Blogreihe “Auf einen Kaffee mit…” veröffentlichen wir regelmäßig Interviews mit ehemaligen Teilnehmenden des Zertifikatskurses “Strategisches Musikmarketing im Social Web” – gespickt mit Tipps, persönlichen Erfahrungen und Inspirationsfutter für die eigene musikalische Karriere.
Andrea Wieczorek auf einen Kaffee mit Gunnar ‘Rhymez’ Reimann
Gunnar kommt nicht aus Berlin, erzählt er mir an der Weltzeituhr, Alexanderplatz, sondern wohnt gerade in Potsdam. Für unser Treffen hatte ich wohl eher unüberlegt die Mitte der U8 gewählt, sodass sich die Auswahl an Cafés drastisch auf Touristenmagnete wie Dunkin‘ Donuts reduzierte. Dort, im ersten Stock, hatten wir auf ledernen Couches einen schönen Ausblick auf die Baustellen rund um den Alexanderplatz. „Ich arbeite gerade an meiner Solokarriere. Und auch am neuen Album von Rhymez & Prok. Aber eigentlich arbeite ich am meisten als MC“, erzählt mir Gunnar ‘Rhymez’ Reimann mit einem charmanten Schmunzeln. Gunnars Leidenschaft für Musik hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Einige Minuten lang muss er mir helfen mich in seinem stetigen Schaffen zu orientieren.
Deutsch ist authentisch…
„Ich kann mich überhaupt nicht mehr an einen genauen Zeitpunkt erinnern, an dem ich mich dafür entschied zu rappen. Ich wollte das schon seit ich denken kann.“ Angefangen in den Clubs von Rathenow, eine Stadt etwa 70 km westlich von Berlin, lernte Gunnar vor allem als MC zu arbeiten. Damit ist er auch heute sehr erfolgreich. „Also, als MC arbeite ich mit DJs zusammen. Das heißt, dass ich zwischen und während den Songs die Leute animiere. Damit komme ich gut rum, aber es ist so auch schwer, als Rapper ernst genommen zu werden, wenn man nur als MC bekannt ist. Mein Plan für die nächste Zeit ist das zu ändern.“
Seine Liebe für Hip Hop hat er als Junge in Berlin Kreuzberg entdeckt, bei Freunden ausländischer Herkunft. „Ich habe mir dann die Songs immer wieder angehört und versucht mitzurappen. Klang natürlich total bescheuert und überhaupt nicht authentisch, weil es nicht meine Muttersprache war. Das hat mir gezeigt: Um mich richtig auszudrücken, muss ich auf Deutsch rappen.“
…manches aber auch peinlich
Mit einem guten Freund hat Gunnar vor einigen Jahren Rhymez & Prok gegründet. Durch seine Mutter ist er auf einen Artikel aufmerksam geworden, der die Erfolgsgeschichte eines lokalen Eurodance Produzenten-Teams beleuchtete. Gunnar schrieb daraufhin einen Brief an das Duo, rief einige Male an, und tatsächlich: Nach einer Audition erklärten sich die Produzenten bereit ihr erstes Album zu produzieren, das sogar von BMG vertrieben wurde.
Rhymez & Prok mit ihrem Video zu “Soulmusik”
„Einigesvon damals ist mir manchmal fast schon peinlich, einfach weil ich jetzt ein ganz anderes Image und Gefühl für meine Musik und meine Präsenz entwickelt habe.“ Für sein Soloprojekt möchte Gunnar alles gut durchdacht haben. „Im Zertifikatskurs habe ich mir zum allerersten Mal einen Kopf darüber gemacht, was ich hier eigentlich mache, was mein Alleinstellungsmerkmal ist, und wie wichtig meine Social Media Präsenz ist.“ Dabei schreibt er vor allem Videos und YouTube eine tragende Rolle zu.
„YouTube ist das beste Promo-Tool“
„Kollegah, ein Rapper aus Berlin, hat mit seiner Single „King“ den ersten Platz der Spotify Streaming Charts weltweit erreicht. Und warum? Weil er echt clevere Promo gemacht hat: Videos, Videos, Videos.“ Dazu gehören Fitness-Videos, in denen man Kollegah auf seinem Weg zum Astralkörper begleiten konnte, oder seine erfolgreiche und unterhaltsame Latenight-Show „BosshaftTV“, die jeden Sonntag auf YouTube hochgeladen wurde.
Auf Rhymez’s eigenem YouTube Kanal findet man eine Playlist namens „Finde den Rhymez“. Ich frage nach, Gunnar lacht. „Ich bin mit einigen Rappern befreundet und ab und zu kann man mich in deren Videos kurz auftauchen sehen. Ich finde die Idee lustig, den Leuten eine Art Suchbild-Playlist zu präsentieren.“ Die Musikvideos für Rhymez & Prok haben die beiden selbst produziert. „Prok hat sich eine Kamera gekauft, ich hab mich um den Rest gekümmert. Ganz ehrlich: Für manche Wettbewerbe oder Demos habe ich mich auch einfach selbst aufgenommen. Das Wichtigste ist der ständige Output, es muss nicht immer High-End sein.“
Für einen Contest hat Rhymez in wenigen Stunden ein kleines Video gedreht
Von Rappern und Labels lernen
In der ersten Etage des Dunkin‘ Donuts am Alexanderplatz unterhalte ich mich mit Gunnar noch rund eine Stunde über die Dynamik von guter Promotion. „Der Erfolg deutscher Hip Hop Indie-Labels ist echt faszinierend. Ich habe mir ganz genau angeschaut was die gemacht haben. Natürlich kann ich das Handwerkszeug lernen und an meinem Profil arbeiten. Genauso nützlich ist es aber, von anderen Rappern und Labels zu lernen.“
Für seine nächsten Songs als Solokünstler arbeitet Rhymez wieder mit einem der Produzenten von damals zusammen. Er hat einen Grafiker gefunden, von dem er künstlerisch überzeugt ist und zeigt mir aufgeregt sein Artwork. „Der Weg im Rap findet auf jeden Fall zunächst über Output statt, und dann hoffe ich auf viele Live-Gigs.
Für mehr Infos, Social Media Seiten und Musik:
- www.facebook.com/rhymez3000
- http://www.youtube.com/user/Rhymez1
- www.facebook.com/rhymeznprok
- http://rhymeznprok.bandcamp.com/