Über radikalen Umbruch und kreative Vision – Auf einen Kaffee mit der Sängerin Christine Börsch-Supan

blogreihe_interview_header_v2 In der Blogreihe “Auf einen Kaffee mit…” veröffentlichen wir regelmäßig Interviews mit ehemaligen Teilnehmenden des Zertifikatskurses “Strategisches Musikmarketing im Social Web” – gespickt mit Tipps, persönlichen Erfahrungen und Inspirationsfutter für die eigene musikalische Karriere.

Andrea Wieczorek auf einen Kaffee mit Christine Börsch-Supan

Wem mache ich hier etwas vor. Auf einen Kaffee habe ich mich schon lange nicht mehr mit Musikerinnen und Musiker getroffen. Christine bestellt sich eine Rhabarberschorle, in einer der vielen neuen hippen Bars, die sich langsam auch in den Süden Neuköllns vorwagen, der Abend schon zu fortgeschritten für Kaffee.

“Schreiben ist mir zu leise.”

christine_hope

Auf eine Rhabarberschorle mit Christine, Sängerin der Band “Hope”

Christine hat einen hellblonden Kurzhaarschnitt. Ich hätte sie fast nicht erkannt, denn googelt man ihren Namen, stößt man zunächst auf Bilder aus jungen Jahren, an einem Podest stehend, vor ihr ein Mikrofon. “Damals habe ich viel geschrieben. Auch Geschichten, aber schnell hat es sich auf Gedichte reduziert. Ich habe viel vorgelesen und auch bei Förderprogrammen mitgemacht oder Preise gewonnen.” Christine antwortet bedacht, legt eine kurze Pause ein und blickt konzentriert in das Dekor auf dem Tisch. “Schreiben ist mir zu leise, aber es hilft mir bei der Musik. Ich vermisse das Schreiben nicht, denn wenn ich Musik schreibe, fange ich beim Wort an.”

Der Mut zum radikalen Umbruch

Genauso durchdacht und einleuchtend wie Christines Antworten fühlt sich auch ihre Band Hope an. “Eigentlich gibt es uns schon lange. Ich kenne die anderen drei Jungs noch von meinem Gesangsstudium in Würzburg. Früher hießen wir Mamsell Zazou. Wir haben ein zweites Album aufgenommen, alle Songs wieder verworfen, bis auf einen.” Auf diesem Song lag alle Hoffnung eines Neuanfangs, weg von dem Jazzprojekt Mamsell Zazou, hin zu einem neuen Konsens. “Wir hatten fünf Jahre, um uns dafür zu entscheiden, was wir musikalisch und beruflich eigentlich machen möchten. Was blieb war der Song ‘Nude’ und mit ihm auch ein neuer Bandname: Hope.”

Radikal löschen Mamsell Zazou jegliches Video- und Audiomaterial des Projektes und konzentrieren sich auf musikalisch und visuell auf Hope. Mein Besuch auf der Facebook-Page macht nach dem Gespräch auch mehr Sinn: Mit etwas über 200 Likes hatte die Gruppe schon Blogfeatures, ein Debüt-Konzert auf dem beliebten Kunst- und Musikfestival Fusion und eine Wikipedia-Page.

Facebook eignet sich bestens, um das Band-Image künstlerisch zu festigen

“Wir haben noch viele Kontakte aus der Zeit als Mamsell Zazou. Hope polarisiert natürlich, aber auch für unsere Tour (Anm. der Autorin: Die im November stattfand konnten wir so passende Locations finden.” Trotzdem weiß Christine auch, dass Facebook-Likes für Veranstalter und Interessierte ein Spiegel der Wahrnehmung sind. Social Media zu nutzen – als Ausdruck der Kunst und Instrument der Darstellung – hat Christine vor allem im Zertifikatskurs gelernt. “Die Schwierigkeit besteht darin, sich auf eine Plattform festzulegen. Wir konzentrieren uns auf Facebook, das steckt den Rahmen schon ab und  ist künstlerisch auch sehr hilfreich.” Denn der Online-Auftritt, so Christine, formt den Eindruck und das Image der Band mit. Und die Facebook-Page spiegelt das wieder: Die Sprache, Syntax, Bildauswahl, die Farben, und was gepostet wird – das alles ergibt ein schlüssiges Bild.

Hope

Hope posten Bilder von Städten, Venues, Aufnahmen und Konzertposter

Bild 3

Der erste Post auf der Facebook-Page klingt poetisch und mysteriös

Künstlerische Stringenz: Vier Musiker und eine kreative Vision

“Ich würde schon sagen, dass ich sehr viel von meiner kreativen Vision in dieser Band verwirkliche, daher ist es auch einfach online künstlerisch stringent zu bleiben.” Christine lässt sich inspieren von Emotionen, Natur, urbane Gegenden, Bücher und Filme; und auch Künstler und Künstlerinnen wie Björk, Brecht und Feist beeinflussen sie in ihrem Schaffen. Facebook wird so Teil ihres künstlerischen Ausdruck – und das Posting daher keine Last, sondern Bereicherung. Man sieht ästhetisch interessante Bilder von Venues, Natur, der Stadt, dem Strand, einem Sternenhimmel.

Im Dezember veröffentlichten Hope “Nude” als erste Single physisch und digital, drei Remixe inklusive (VÖ: 05.12.2014). Bald soll es ein Video dazu geben sowie einige Konzerte in Deutschland: 06.12. Darmstadt (Gute Stube), 07.12. Magdeburg (Kunstwerkstatt), 14.12. Roding (Cinema), 31.01. Berlin (Loophole).

Mehr Infos zur Band gibt es hier:
Facebook
Homepage
Soundcloud
Bandcamp

 

Kommentar verfassen