“Musiker und Betriebswirt? Klar geht das!” – Hendrik Nehls, Kontrabassist und Unternehmer

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Musikpromotion in Eigenregie und mit kleinem Budget? Wie meistern das Musikerinnen und Musikern in Berlin? In der Blogreihe “Auf einen Kaffee mit…” veröffentlichen wir regelmäßig Interviews mit ehemaligen Teilnehmenden des Zertifikatskurses “Strategisches Musikmarketing im Social Web” – gespickt mit Tipps, persönlichen Erfahrungen und Inspirationsfutter für die eigene musikalische Karriere.

Ariana Donugs auf einen Kaffee mit Hendrik Nehls

Hendrik Nehls ist Gründer der Band Jazz Royal, eine „erlesene Jazzband Deutschlands… mit der Sie sich wie die großen Könige Deutschlands fühlen“ heißt es auf der Website. Wir treffen uns aber ganz geerdet im gemütlichen Café Anna Blume im Prenzlauer Berg. Hendrik kenne ich als ehemaligen Teilnehmer unseres Zertifikatskurses – und als Jazzkontrabassist bei Jazz Royal. Auf seiner persönlichen Homepage stoße ich dann aber auf die Rubrik „Meine Bands“. Ich wurde neugierig: Bands? Wie viele?

Hendrik Nehls

Foto: Ariana Dongus

Erst das Konzept, dann die Band

„Jazz Royal ist mein Steckenpferd und auch erstes musikalisches Projekt. Jazz Royal funktioniert nach einem Konzept“, erklärt er mir. Mithilfe von DigiMediaL_musik Workshops zum Texten und Coachings von Experten der Branche dachte er das Projekt von vorne bis hinten durch. „Ich fand die Idee eine Band nach Konzept aufzubauen sehr spannend und gründete ein paar Monate später mein nächstes Projekt Jung & Schön.“

Jazz Royal “Feel like making love” im Konzerthaus am Gendarmenmarkt Berlin

Mit ökonomischen Ideen im Musikbusiness weiterkommen

Hendrik ist leidenschaftlicher Jazzmusiker. Mit nur fünf Jahren begann er Musikunterricht zu nehmen, 2005 sogar bei den Kontrabassisten Buster Williams und George Mraz. Im selben Jahr erhielt er auch sein Diplom als Betriebswirt. Hendriks pragmatische Herangehensweise vereint musikalisches Interesse mit ökonomischen Konzepten – eine im hart umkämpften Musikbusiness nützliche Konstellation. Seine Projekte geht Hendrik stets mit gleichem Spaß und Motivation an – nur das jeweilige Konzept wird unterschiedlich entwickelt und umgesetzt.

„Um es simpel auszudrücken: Jazz Royal richtet sich an Kunden einer höheren Preisklasse. Genau diesem Anspruch möchten wir dann auch mit unserer Musik und unserem Image gerecht werden. Deswegen auch die Philosophie ‘sich wie die großen Könige Deutschlands fühlen’. Jung & Schön dagegen ist eine Studentenband, die von Personen mit kleinerem Budget gebucht werden kann.“

Gut geplante Konzepte bedeuten gut gespartes Geld

Auf den Pressefotos von Jung & Schön sieht man drei junge Männer (darunter Hendrik) und eine junge Frau entspannt und ausgelassen in die Kamera lächeln, die Beine in einen See baumelnd. Schon bei meiner Recherche staunte ich über die lockere Atmosphäre dieses streng durchdachten Konzepts. Ich erzähle Hendrik von dem Plan, meinen Kleiderschrank mit Champagner- und Eierschalfarben einzudecken. Hendrik kommentiert lachend: „Naja, das hört sich jetzt so einfach an.“

“Jung & Schön”: Ausgelassen und entspannt

Hinter seinen Projekten verbergen sich stundenlanges Brainstorming und Strategieentwicklung. „Man muss sich der Idee dahinter klar werden: Bandname, Image, Aussage des Auftretens und der Musik… also ein komplettes Corporate Design kreieren. Ein bestimmtes Gefühl vermitteln.“ Da er vorher alles genau klar strukturiert hatte, konnte Hendrik professionell produzierte Musikvideos und Fotomaterial mit sehr kleinem Budget stemmen.

„Da ich diese konzeptionelle Vorgehensweise bereits bei Jazz Royal angewendet habe, war es für mich umso einfacher ein Konzept für die neue Band zu erstellen – also welche Bilder ich brauche, welche Aussagen ich haben möchte. Wenn ich jetzt zum Beispiel eine Hochzeitsband ins Leben rufen würde, bräuchte ich wahrscheinlich auch wieder nur zwei, drei Monate.“

Mit Leidenschaft und Motivation zum Erfolg

Hendrik ist getriebener Musiker und getriebener Unternehmer. 2011 gründete er eine eigene Künstleragentur „Nehls & Geiger“, die sich auf hochwertigen Jazz und Swing spezialisiert hat. Den Erfolg auf Rezept gibt es aber natürlich nicht. “Seine Ideen und Konzepte auszutesten, konstruktive Kritik anzunehmen und Fehler auszubessern optimiert den Output”, so Hendrik. Er fügt hinzu: “An Projekten muss stets gearbeitet werden und die Geduld dafür findet man in der eigenen Motivation und Leidenschaft für die Musik. Von kleineren Rückschlägen darf man sich dabei nicht unterkriegen lassen.”

Ach so, und ganz so nebenbei spielt Hendrik auch noch bei “Die feinen Herrschaften” und „Louise Gold and the Quarz Orchestra”. Mit letzterer Band stehen gerade Studioaufnahmen für das zweite Album an und im März geht es zum South by Southwest Festival nach Texas. Mensch Hendrik, denke ich mir Kaffee schlürfend an einem warmen Nachmittag in Prenzlauer Berg, schneide mir eine Scheibe von diesem sympathisch lächelnden Musiker-Unternehmer gegenüber ab und stecke sie mir in die Tasche.

Mehr von Hendrik Nehls und seinen Bandprojekten findet ihr hier:

 

Ein Gedanke zu „“Musiker und Betriebswirt? Klar geht das!” – Hendrik Nehls, Kontrabassist und Unternehmer

  1. Der Artikel ist treffend verfasst. Ich kenne Hendrik und weiß, dass seine musikalische Entwicklung seiner Mutti zu verdanken ist. Ihre sehr freundliche und fröhliche Art ist auch ihm eigen. Durch sie begann ich selbst mit 55 Jahren Gitarre zu lernen und ihr eigener Mann mit 50 Saxophon. Sie ist in mehreren Chören sowohl als Sängerin als auch ehrenamtlich als Leiterin aktiv.
    In Rehfelde entstand ein Liederweg mit Liedtafeln für 25 deutsche und 8 polnische Lieder. Mit Uta Nehls begleite ich Wandergruppen mit Gitarre beim Wandern und Singen. Ihrem Sohn wünsche ich recht viel Erfolg und eine stabile Gesundheit. Danke für Ihren Artikel.

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