“Johnnygoody” über Learning by Doing – Auf einen Kaffee mit Singer-Songwriter Luutzen Dijkstra

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In der Blogreihe “Auf einen Kaffee mit…” veröffentlichen wir regelmäßig Interviews mit ehemaligen Teilnehmenden des Zertifikatskurses “Strategisches Musikmarketing im Social Web” – gespickt mit Tipps, persönlichen Erfahrungen und Inspirationsfutter für die eigene musikalische Karriere.

Andrea Wieczorek auf einen Kaffee mit Luutzen Dijkstra aka Johnnygoody

20.30 Uhr in Neukölln, ich betrete den OT Projekt Raum in der Weichselstraße, eine gemütliche Bar. Rechts hängen Bilder von lokalen Künstlern, darunter eine grüne Vintage-Couch und ein Bierkrug mit rosa Blumen. Am Tresen sitzt Luutzen, die Bar scheint gerade erst aufgemacht zu haben. „Das ist hier sozusagen meine Stammbar, ja“, lacht Luutzen. „OT steht für Offene Tür. Hier kann jeder reinkommen und kreativ sein, eigene Bilder ausstellen, mit seiner Band spielen. Das liebe ich an Berlin. So bin ich hier auch in der Musikszene begrüßt worden.“ Wir trinken Bier.

Luutzen Dijkstra. Credit: Andrea Wieczorek

Luutzen in seiner Stammbar

Bevor der Singer-Songwriter, bekannt unter dem Namen Johnnygoody, in Berlin Fuß fassen konnte, lebte und studierte der heute 28-jährige Musiker in den Niederlanden. Inspiriert durch die amerikanische Rockband Eels und den melancholischen Singer-Songwriter Elliott Smith begann Luutzen schon früh die Bühnen seines Heimatlandes unter dem Künstlernamen Johnnygoody zu bespielen, einem Pseudonym den er sich zuerst für die Erstellung einer Rage Against The Machine-Fansite zulegte.

 

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Luutzen Dijkstra aka Johnnygoody (Foto: Marloes Bosch)

“Musik soll mein Beruf werden” – doch was jetzt?

„Ich war plötzlich 24, hatte mein Philosophie-Studium in Utrecht abgebrochen und entschieden: Musik soll mein Beruf werden. Das und nichts anderes.“ Doch was jetzt? „Damals hatte ich eigentlich echt keine Ahnung wie ich die Sache angehen sollte. Ich bekam durch Zufall einen gut bezahlten Job bei der Feuerwehr und spielte, und spielte und spielte.“ Aber Luutzen wollte raus, in die Großstadt, in die Ferne. London, New York.

So romantisch abenteuerliche Reisen klingen, so nüchtern kann die Realität sein. „In London war es einfach Konzerte zu bekommen, aber die Deals mit den Promotern waren schrecklich. In einem Club fragten sie jeden Besucher für wen sie da seien, und nach der Anzahl wurden die KünstlerInnen dann auch bezahlt.“ In New York waren die offenen Bühnen zwar hilfreich, aber die Lebensunterhaltungskosten zu hoch.

Also zog sich Luutzen 2011 zurück – in eine leer stehende Schule gegenüber des Hauses seiner Eltern. Sein erstes Album „Introducing“ nahm er dort mit einer Band auf. „Ich wünschte ich hätte damals gewusst wie man richtig Promotion macht. Ich habe die Vinyl in Frankreich pressen lassen und als meine drei Touren vorbei waren, erwartete mich zu Hause das Paket mit den Platten. Viel zu spät.“

Ganz nach dem Prinzip: Learning by Doing

In Berlin lernte Johnnygoody bei einem Songwriter Contest Ian Late kennen. Dort hat er viel Musiker Know-How vermittelt bekommen, ganz nach dem Prinzip „Learning by Doing“. „Ich hab angefangen viel zu spielen, bin mit Ian Late auf Tour, habe neue Leute kennen gelernt aus anderen Städten, bei denen ich wiederum spielen konnte“. Social Media, wie Facebook, seien nützlich um persönliche Kontakte aufrecht zu erhalten. Und eine solide Präsenz wirkt natürlich auf Veranstalter. „Klar, mit einem Video hast du mehr Chancen auf ein Konzert, als mit einem Soundcloud-Link.“

Johnnygoody “Same Old”

Luutzen erzählt mir von einer Band aus Singapur, die ihn im Internet gefunden und nach gemeinsamen Konzerten gefragt hat. „Natürlich kann man durch Social Media MusikerInnen aus aller Welt kennen lernen. Wertvoller sind für mich aber persönliche Kontakte.” So hat er zum Beispiel im Zertifikatskurs bei DigiMediaL_musik durch den Dozenten Roland Leesker an einem Songwriter Camp Berlin Songs teilgenommen. Mit erfahrenen Songwritern, die auch für die Backstreet Boys geschrieben haben, in Gruppen an neuen Werken arbeiten und Feedback zu bekommen, war für Luutzen inspirierend und wegweisend.

Die Musikindustrie kennen lernen und zu nutzen wissen

Er selbst würde gerne neben eigenen Konzerten auch Stücke für andere MusikerInnen schreiben. Seine Zeit in Berlin hat ihm vor allem seine Skepsis gegenüber der ‘Industrie’ genommen. Aufgewachsen als Kind des Punk und Grunge, nistete sich schon früh eine Abneigung gegenüber großen Labels ein. „DIY war für mich immer das Heiligste, aber DigiMedial_musik und das Songwriter Camp haben mir gezeigt, dass die Label-Leute nicht nur auf Geld aus sind, sondern es auch wegen der Musik machen.”

Johnnygoody wird bald sein zweites Album aufnehmen. Diesmal will er genügend Zeit für Promo- und Labelbemusterung einplanen – das Handwerk, Kontakte und Hilfestellungen dafür hat er im Kurs, und in der Musikszene, kennengelernt. So wie auch bei der Planung einer Tour, hat Luutzen von MusikerInnen und ExpertInnen in seinem Umfeld gelernt und kann jetzt strategischer an die zweite Veröffentlichung herangehen. Klar ist: Die Vinyls werden diesmal rechtzeitig zur Tour bestellt.

Johnnygoody – Introducing, LP. Das Album gibt es in voller Länge auf BandCamp.

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